Festveranstaltung zu zehn Jahren zertifiziertes Darmzentrum am Brüderkrankenhaus Trier
Jedes Jahr erkranken in einer Stadt von der Größe Triers zwischen 50 und 60 Menschen an Dickdarmkrebs. Dass die Mehrzahl dieser Tumoren in frühen Stadien diagnostiziert werden kann, ist auch ein Erfolg der Vorsorge. Dank dieser wurden bundesweit bereits mehr als 200.000 Krebserkrankungen verhindert, beziffert Professor Dr. med. Jürgen F. Riemann. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung „LebensBlicke“ war Festredner eines Symposiums zu zehn Jahren zertifiziertes Darmzentrum am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier.
Im Februar verstarb mit Bruno Ganz einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schauspieler, im Alter von 77 Jahren erlag der Charakterdarsteller einem Krebsleiden. Wenige Monate zuvor war bei Ganz ein Dickdarmkarzinom entdeckt worden. Möglicherweise könnte Bruno Ganz noch leben, berichtete Professor Riemann, denn dass Vorsorge und Früherkennung beim Darmkrebs Leben retten können, ist wissenschaftlich gesicherter Konsens. Der Gastroenterologe und ehemalige Direktor des Klinikums Ludwigshafen ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung „LebensBlicke“, die sich der umfassenden Information der Bevölkerung über Möglichkeiten und Nutzen der Darmkrebsvorsorge verschrieben hat. „Ich darf Ihnen und den verantwortlichen Teams Ihres Darmzentrums sehr herzlich gratulieren zu dieser tollen Aufbauarbeit, die sicher auch in Ihrer Region zu einer deutlichen Verbesserung der Behandlung des kolorektalen Karzinoms geführt hat“, überbrachte der Gast seine Glückwünsche.
Wie Professor Riemann erläuterte, wurden 2017 bei bundesweit rund 448.000 Koloskopien mehr als 130.000 Adenome, sprich gutartige Geschwulste entdeckt, von denen die weitaus meisten endoskopisch abgetragen werden konnten. Unentdeckt wären viele dieser Darmpolypen über einen Zeitraum von bis zu einem Jahrzehnt zu bösartigen Tumoren entartet. Tatsächlich wurde im vorvergangenen Jahr im Zuge der Vorsorgekoloskopien bei 3.825 Patienten auch ein Tumor diagnostiziert – „bei Menschen, die in aller Regel bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Beschwerden hatten“, gab Professor Riemann zu bedenken.
Wurde ein sehr großer Polyp oder gar ein Karzinom diagnostiziert, kommt es entscheidend darauf an, wo die Behandlung vorgenommen wird. „Bei Dickdarmkrebs handelt es sich um eine komplexe Erkrankung, die nach einer individuellen und konzertierten Diagnostik und Behandlung verlangt“, erklärte Professor Dr. med. Christian Kölbel den wesentlichen Nutzen des Darmzentrums am Brüderkrankenhaus Trier, das im Januar 2009 erstmals von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde. Durch dieses Expertennetzwerk seien bislang mehr als 700 Patientinnen und Patienten, bei denen ein Kolon- oder Rektumkarzinom entdeckt worden war, untersucht und behandelt worden, berichtete der Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin I. Er dankte dem Team des Darmzentrums, allen voran dessen Leiter Dr. med. Bernd Bretz. Der Internist und Oberarzt Dr. Bretz hat das Darmzentrum, das auch Teil des zertifizierten Onkologischen Zentrums am Brüderkrankenhaus ist, gemeinsam mit seinem chirurgischen Kollegen Dr. med. Christoph Schuh, der stellvertretender Leiter des Darmzentrums ist, aufgebaut.
Über den bedeutenden Part der Chirurgie in der Behandlung von Dickdarmtumoren berichtete Professor Dr. med. Detlef Ockert, Chefarzt der Allgemein-, Viszeralund Gefäßchirurgie des Brüderkrankenhauses. Wie intensiv Gastroenterologen und Operateure in diesem zusammenarbeiten, veranschaulichte Professor Ockert beispielhaft am sogenannten Rendezvous-Verfahren: Hierbei nähern sich erstere endoskopisch und letztere laparoskopisch dem Karzinom und entscheiden gemeinschaftlich, wie dieses optimal entfernt werden kann.
Einen großen Stellenwert bei der Arbeit des Darmzentrums bildet auch der intensive Austausch mit niedergelassenen Fachärzten, von denen zahlreiche zum Symposium gekommen waren.
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