Der Vermögensverwalter Klaus-Peter Breiling gibt Auskunft zum aktuellen Finanzmarkt!
Marktkommentar Oktober 2024
• Aktuelles – Crash im August – Höchststände im Oktober
• Zentralbanken – Die Zinswende ist da
• China – Hilft das Konjunkturpaket aus der Krise?
• Einzelwert: Airbus
• Exkurs: Patientenverfügung
• Ausblick
Aktuelles – Crash im August – Höchststände im Oktober
Im August fielen die Börsen in rasantem Tempo. Das von uns erwartete Sommergewitter trat ein: Am Montag, dem 5. August 2024 schürte ein Kursabsturz um 12,4 % in Japan Angst vor einem globalen Börsencrash. Es war der größte Tagesverlust an der japanischen Börse seit 1987 und das große Finale eines dramatischen Kursrücksetzers um insgesamt 25 % seit dem Rekordhoch Anfang Juli. Auslöser war die Abkehr der japani-schen Notenbank von Ihrer mehr als 15 Jahre währenden Null- und Negativzinspolitik und die Anhebung des Zentralbanksatzes auf 0,25 %.
Der Kursverfall in Asien blieb nicht ohne Folgen für die europäischen und amerikanischen Märkte: Panikartig flüchteten die Anleger aus den Aktienmärkten und sorgten so am breiten Markt für mehr als 10 % Kursverlust innerhalb von nur ein paar Tagen. Höhere Zinsen in Japan und eine Yen-Aufwertung bedeuten das Ende für sogenannte Carry Trades, Aktienkäufe, die auf einer billigen Kreditaufnahme in Yen beruhen. Hinzu kamen schwache Konjunkturzahlen in den USA, zum Teil enttäuschend aufgenommene Firmenbilanzen und die Ent-wicklung im Nahost-Konflikt.
Inzwischen herrscht an den Börsen wieder eitel Sonnenschein, als sei nichts geschehen. Der amerikanische Leitindex S&P 500 hat erneut ein Allzeithoch erreicht, das deutsche Aktien-Barometer Dax hat, trotz einer her-ausfordernden wirtschaftlichen Situation in Deutschland, erstmals mehr als 19.000 Punkte erreicht, und auch Anleihe-Investoren durften sich über Kursgewinne freuen.
Die Märkte haben wegen der zunehmenden Zins-senkungsfantasie in den USA und Europa ein atemberaubendes Erholungstempo hingelegt – vielleicht etwas zu schnell, insbesondere da die Märkte teilweise sehr teuer sind und sich die wirtschaftlichen Kennzahlen zusehends verschlechtern.
Die Unternehmensgewinne in den USA stiegen zum Beispiel in den letzten zwölf Monaten nach jüngsten Zahlen nur um gut 4%. Wenn man bedenkt, dass die US-Börse (S&P 500) in den letzten zwölf Monaten um mehr als 25 % gestiegen ist, so wird eine klare Überbewertung deutlich, was nur begrenzte weitere Aktien-marktsteigerungen signalisiert.
Dazu die wirtschaftlichen Fakten für Deutschland:
IFO-Geschäftsklimaindex auf prekärem Niveau!
Der IFO-Geschäftsklimaindex ist das fünfte Mal in Folge gesunken. Er markierte im September mit 85,4 Punk-ten den tiefsten Indexstand seit Januar 2024. Der historische Tiefpunkt des Index lag per April 2020 bei 74,3 Zählern. Wir erinnern uns. Seinerzeit hatten wir wegen Covid19 quasi ein „Wirtschaftsverbot“.
Vor diesem Hintergrund sind weitere negative Anpassungen der BIP-Prognosen für 2024 und 2025 im sehr wahrscheinlich.
Zentralbanken – Die Zinswende ist da
Einen wesentlichen Grund zur Entspannung der Aktienmärkte lieferte die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed): Sie hat im September endlich ihren lange erwarteten Zinssenkungszyklus begonnen.
Mit den geschichtsträchtigen Worten „The time has come“ (dt: „Die Zeit ist gekommen“) hat Fed-Chef Jerome Powell Mitte September die Zinswende in den USA verkündet.
Der Leitzins wurde um 0,50 % gesenkt – mit sofortiger negativer Auswirkung für Tages- und Festgelder.
Die Fed hat verdeutlicht, dass der große Zinsschritt als vorsorgliche Maßnahme gegen eine zu starke Abküh-lung des Arbeitsmarktes zu verstehen ist und nicht als verspätete Reaktion auf eine drohende Konjunktur-flaute.
Damit will die Fed den Glauben aufrechterhalten, die Inflation mittels einer „sanften Landung“ der Kon-junktur wieder in die Nähe des 2%-Ziels zurückzuführen. Dies scheint die Mehrheit der Anleger bisher als glaubwürdig anzusehen.
Anders als die EZB in Europa hielt sich die Fed lange mit Zinssenkungen zurück. Ein hoher Zins ist eine doppelte Belastung für den Aktienmarkt. Einerseits belastet er die Realwirtschaft mit höheren Finanzierungs-kosten und anderseits führt er dazu, dass festverzinsliche Anlageklassen attraktiver werden. Im Ergebnis be-deutet dies einen Kapitalabfluss aus der Wirtschaft und Transfer zu festverzinslichen Anlagen.
Wir gehen von weiteren Zinssenkungen aus. Die amerikanische Zentralbank diskutiert derzeit zwei Zinssen-kungen um je 0,25% bis Jahresende. Es scheint notwendig, die Wirtschaft monetär zu stimulieren. Wie weit die Zinsen sich nach unten entwickeln, bleibt abzuwarten – aber: bei fallenden Zinsen sind festverzinsliche Wertpapiere immer eine sehr gute Idee.
China – hilft das Konjunkturpaket aus der Krise?
In besonderem Maße scheint die Fed Chinas Wirtschaftsführer ermutigt zu haben, mehr für die schwä-chelnde Konjunktur im Inland zu tun. Nach einem schwachen Konjunkturverlauf, welcher zunehmend das Ziel von 5 Prozent Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gefährdete, entwickelte sich in der zweiten Septem-berhälfte offensichtlich die Dringlichkeit, neue Maßnahmen zur Stützung von Konsum und Immobilienmarkt voranzubringen.
Dazu zählen monetäre Maßnahmen wie die Senkung von Leit- und Hypothekenzinsen oder die Senkung der Mindestreserveanforderungen für Banken sowie regulatorische Maßnahmen wie geringere Anzahlungen beim Ankauf einer zweiten Immobilie.
Die chinesischen Behörden haben zusätzlich auch fis-kalische Maßnahmen in Aussicht gestellt. So stehen Finanzspritzen zur Rekapitalisierung von Banken, zur Ankurbelung des Konsums und für die Übernahme von Schulden der Regionalregierungen durch die Zent-ralregierung im Raum. Da dieses Bündel an Maßnahmen alle Erwartungen übertroffen hat, kam es auf den chinesischen Aktienmärkten nach langer Durststrecke zu einem Kursfeuerwerk.
Ob die Maßnahmen die gewünschte Wirkung in der Wirtschaft und insbesondere im nach wie vor kriselnden Immobilienmarkt erzielen, bleibt abzuwarten. Bisher hatte der Rückgang der Zinsen in China zu keiner Nach-frage-Stimulierung im Land geführt. Die monetäre Ankurbelung zeigte keinerlei Konjunkturwirkung. Das heißt, auch mit den neuen Konjunkturmaßnahmen dürfte es China schwerfallen, die angestrebten Wachs-tumsziele von 5 % zu erreichen.
Einzelwert: Airbus
Airbus SE ist das europaweit größte und weltweit zweitgrößte Unternehmen für Flugzeugbau, Raumfahrt und Militärbedarf. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien und Dienstleistungen ver-teilt: – Zivilflugzeuge (71,8%). Der Konzern ist weltweit Nr. 1 im Bereich Flugzeuge mit über 100 Sitzen;
– Sicherheits- und Raumfahrtsysteme (17,4%):
Militärflugzeuge (im Wesentlichen Transportflugzeuge, Flugzeuge zur Überwachung des Meeres, U-Boot-Jäger und Betankungsflugzeuge), Ausrüstung für die Raumfahrt (Orbitalraketen, Beobachtungs- und Kom-munikationssatelliten usw.), Verteidigungs- und Sicherheitssysteme (Raketensysteme, Telekommunikati-onssysteme, usw.). Airbus SE bietet außerdem Schulungen und Flugzeug-Wartungsdienstleistungen; – Helikopter zur zivilen und militärischen Nutzung (10,8%).
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt:
Europa (39,3%), Asien / Pazifik (28,6%), Nordamerika (21,1%), Mittlerer Osten (6%), Lateinamerika (2,7%) und sonstige (2,3%).
Mitarbeiterzahl: 154 581
(Quelle: Marketscreener)
Airbus mangelt es zurzeit nicht an Aufträgen. Der Konzern hat mit Lieferengpässen zu kämpfen, die auf Schwierigkeiten in der Lieferkette zurückzuführen sind und die gesamte Luftfahrtindustrie betreffen. Im Juli machte Airbus Verzögerungen bei der Lieferung von LEAP-Triebwerken, die vom Joint Venture CFM von Safran und GE Aerospace produziert werden für das gesenkte Lieferziel verantwortlich. Die Jahresprognose wurde auf 770 (800) Flugzeugauslieferungen reduziert. Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen dürfte im laufenden Jahr nur noch bei etwa 5,5 Milliarden Euro liegen.
Zuvor hatte das Ziel bei 6,5 bis 7,0 Milliarden Euro gelegen. Als Reaktion auf diese Herausforderungen startete Airbus im Juli einen Kostenspar- und Leis-tungsverbesserungsplan. Im Rahmen dieses Plans prüft Airbus Kostensenkungen, um sicherzustellen, dass die Lieferziele für 2024 erreicht werden. Flugzeugbau-CEO Christian Scherer drängt die Mitarbeiter, die Kos-ten gründlich zu überprüfen. Der Kurs der Aktie korrigierte entsprechend der Ereignisse von über 170 EUR zur Jahresmitte auf derzeit ca.126 EUR (07.10.2024).
Airbus muss sich für das Jahresziel strecken. Nach einem Knick im August konnte der Flugzeugbauer seine Auslieferungen nach Medieninformationen im September kaum steigern. Airbus bleiben jetzt noch drei Mo-nate, um rund 270 Flugzeuge auszuliefern – und die Prognose zu treffen. In aller Regel nehmen die Auslie-ferungen im Schlussquartal Fahrt auf – auch dieses Jahr muss Airbus einen Schlussspurt hinlegen.
Mit den letzten Kursreaktionen sollte aus unserer Sicht das Gröbste überstanden sein und es ergibt sich eine eher niedrige Bewertung für die Aktie. Kurzfristig dürfte es jedoch schwierig bleiben, denn die Lieferketten bleiben vermutlich weiterhin ein Problem, das über 2024 hinaus Bestand haben sollte.
Langfristig bietet die Airbus-Aktie dennoch Chancen, denn die Auftragsbücher sind mehr als prall gefüllt. Zuletzt hat der Flugzeugbauer eine Bestellung der China Development Bank über 80 Flugzeuge (Typ A320neo) an Land gezogen. Auch die Analysten sind mehrheitlich weiterhin optimistisch bezüglich der Air-bus-Aktie. Sollten sich die Lieferketten-Probleme legen, hat auch die Aktie deutliches Potential.
Exkurs: Patientenverfügung
Geld und Vermögen sind nicht alles! Wie am Aktienmarkt kommt auch im Leben das Unvorstellbare oft aus dem Nichts.
Die Corona-Pandemie hat uns in den letzten Jahren bewusst gemacht, wie schnell jeder Mensch in die Situa-tion kommen kann, für einen geliebten Menschen im Krankenhaus Entscheidungen über Behandlungsmetho-den treffen zu müssen, wenn dieser selbst dazu temporär oder manchmal auch dauerhaft nicht mehr in der Lage ist. Wir wissen aus der Beratungspraxis von Anwälten und aus unseren Kundengesprächen, dass sich viele Menschen gerne um diese Themen „herumdrücken“. Es ist im Leben immer wichtig einen Plan zu haben – insbesondere um das Chaos zu vermeiden, wenn dann eben doch etwas Unvorhergesehenes eintritt.
In einer sogenannten Patientenverfügung können wir unsere eigenen Vorstellungen für den „Fall der Fälle“ schriftlich festhalten. Ergänzt werden diese Regelungen sinnvollerweise durch eine General- und Vorsorge-vollmacht!
Eine Patientenverfügung könnte man als „Regieanweisung für den Arzt“ bezeichnen. Hier sind Regelungen für unterschiedliche Szenarien enthalten, in denen wir durch Krankheit, Unfall oder Bewusstseinsstörungen nicht selbst in der Lage sind, mit dem behandelnden Arzt zu kommunizieren. Hierbei kann es z.B. um Fragen zu lebensverlängernden Maßnahmen gehen oder ob einer Organspende zugestimmt wird bzw. unter welchen Voraussetzungen. Auch Fragen einer Betreuung werden hier geregelt.
Manchmal ist es gut, einen externen Berater zu haben, der hier Klartext spricht und mit entsprechender Kom-petenz aufzeigen kann, was sinnvoll und möglich ist.
Selbstbestimmt leben bis zum Schluss – das ist die Idee hinter der Patientenverfügung.
Ausblick
Eine gleichzeitige geldpolitische Lockerung in der weltweit größten Volkswirtschaft USA und eine lange gefor-derte fiskalische Stimulierung der zweitgrößten Volkswirtschaft China lässt die Aktienanleger zunächst weiter hoffnungsvoll nach vorne blicken. Sie glauben weiter fest an eine sanfte Landung der US-Wirtschaft, also daran, dass die nun zu Ende gegangene Straffung der Geldpolitik nicht in eine Rezession münden wird. Dies spiegelt sich in erhöhten Bewertungen und eher optimistischen Gewinnerwartungen wider. Völlig ausschließen lässt sich eine schnelle und sich selbst verstärkende Abkühlung am Arbeitsmarkt jedoch nicht.
Die Aussichten an den Weltaktienmärkten dürften im Wesentlichen dadurch bestimmt werden, wie schnell die Amerikaner weiterhin die Zinsen senken. An den Terminmärkten werden bis Jahresende 75 Basispunkte an Senkungen eingepreist. Die amerikanische Zentralbank rechnet allerdings nur mit zwei Zinssenkungen um je 0,25% bis Jahresende und weiteren vier Zinssenkungen im Verlauf des nächsten Jahres um je 0,25%. Sind Konjunktur und Gewinne wirklich so gut wie behauptet, ist der Zinssenkungsspielraum nicht so groß wie ein-gepreist und die Börsen dürften enttäuscht werden.
Zuletzt zeigten die kleinen und mittelgroßen Aktien eine bessere Entwicklung als die Favoriten der Vergan-genheit. Die Frage ist, wie weit der breite Markt aufholen kann. Tatsächlich zeigen historische Vergleiche, dass nicht die großen, sondern die eher mittleren Aktien nach einer Zinssenkung in den USA am besten abschnitten.
Wir denken, dass sich am Markt eine Rotation in Richtung vernachlässigter Substanzwerte und mittelgroßer Unternehmen entwickeln könnte, und positionieren uns entsprechend.
Herzliche Grüße Ihr Team der
Breiling | Spohn & Kollegen
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