Im Gespräch mit Weinsommelière
Natalie Lumpp
Sie gehört zu den Großen der deutschen Weinszene: Natalie Lumpp. Die Badenerin arbeitete in renommierten Gastronomien und wurde als Bester Sommelier Deutschlands ausgezeichnet. Bekannt ist sie auch aus verschiedenen Fernsehsendungen, u. a. aus „Grill den Henssler“ und „Die Quiz-Helden – Wer kennt den Südwesten?“.
Top Magazin: Frau Lumpp, Sie sind als Weinexpertin in ganz Deutschland bekannt. Woher stammt Ihre Liebe zum Wein und wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Natalie Lumpp: In Freiburg aufgewachsen, war es immer eine Selbstverständlichkeit, dass es ein Glas Wein zum Essen gab. Als Jugendliche (ist nicht ganz jugendfrei) fragte ich, ob ich auch die Weine probieren (wirklich nur nippen!) darf. Von Anfang an faszinierte mich, dass die Weine jedes Jahr anders schmecken. So ist der Wein eine unendliche Geschichte … Mein erster Plan war, Winzerin zu werden – aber das war vor 30 Jahren eine absolute Männerdomäne. So lag die Hotellerie am nächsten. Nach meiner Ausbildung wollte ich in das beste Hotel: Traube Tonbach. Anschließend wurde eine tolle Stelle im Gourmet Restaurant im Hotel Bareiss frei. Nachdem ich meinen ersten Weinwettbewerb gewann, wurde ich dort zur Chefsommelière befördert (damals gab es erst zwei weibliche Sommeliers).
Top Magazin: Was mögen Sie an Ihrer Arbeit besonders?
Natalie Lumpp: Mir gefällt vor allem, dass ich auf der einen Seite mit so vielen gleichgesinnten Menschen zusammentreffe, die auch so gerne genießen. Auf der anderen Seite liebe ich das Reisen: So war ich in den letzten Jahren in China, Neuseeland, Australien, Südafrika, Spanien, Portugal und vielen Ländern mehr zum Wein probieren – und um vor allem die dortigen Menschen mit ihren Kulturen kennenzulernen.
Top Magazin: Sie sind nicht nur gefragte Weinberaterin und Autorin, sondern auch regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Natalie Lumpp: Um 06.30 Uhr gibt es das Frühstück mit der Familie, danach geht es immer ins Büro. Da bereite ich meine Veranstaltungen, Sendungen und Texte vor. Meistens koche ich ein Mittagessen für unseren Sohn und starte dann am Nachmittag in der Regel zu den diversen Veranstaltungen / Seminaren. Je nachdem komme ich zwischen Mitternacht und 02.00 Uhr wieder nach Hause.
Top Magazin: Gibt es Weinregionen, die Sie besonders spannend finden?
Natalie Lumpp: Seit jeher arbeite ich sehr viel mit Spanien. Für Weinliebhaber kann ich außerdem immer eine Reise nach Südafrika empfehlen! Dort gibt es sensationell schöne Weingüter – die alle auch am Samstag und Sonntag für Weinproben geöffnet sind. Man bezahlt in der Regel unter fünf Euro für die Weinprobe und wenn man eine Flasche erwirbt, wird es selbstverständlich verrechnet. Ganz oft haben sie auch noch gleich ein sensationelles Restaurant dabei. Spannend finde ich auch gerade die Rotweine aus Israel.
Top Magazin: Welche Weine sind Ihre persönlichen Favoriten und dürfen in Ihrem privaten Weinkeller auf keinen Fall fehlen?
Natalie Lumpp: Da ich der absolute Riesling Fan bin, werden bei uns zu Hause mindestens 80 Prozent deutsche Weine getrunken. Natürlich greife ich zu einem schönen Anlass auch immer wieder gerne zu einem französischen Wein aus Burgund, Bordeaux und Rhône.
Top Magazin: Gibt es Wege, um als Laie seine geschmackliche Wahrnehmung für Wein weiterzuentwickeln?
Natalie Lumpp: Selbstverständlich! Riechen und Schmecken sind vor allem Training! Nur leider gibt es in unserem Alltag gar keine Situation mehr, bei der unser Geruchssinn gefordert wird, darum verkümmert er immer mehr. Dabei war es früher der wichtigste Sinn. Denken Sie nur an die ersten Lebewesen – die hatten zwei Aufgaben: Essen zu finden und nicht gefressen zu werden. Sehr empfehlenswert ist immer, Weine „blind“ zu verkosten. Also jemand schenkt Ihnen beispielsweise zwei verschiedene Weine ein und Sie wissen nicht, welcher Wein in welchem Glas ist. Probieren Sie es aus – Sie werden den Wein viel aufmerksamer probieren!
Top Magazin: Worauf sollte man beim Weinkauf achten?
Natalie Lumpp: Na klar braucht jeder Alltagsweine. Aber bitte kaufen Sie nicht nur im Discounter, sonst werden alle Weine in der Zukunft nach „Mainstream Charakter“ hergestellt. Für den besonderen Anlass lohnt es sich auch mal, einen Wein direkt vom Winzer oder vom Weinfachgeschäft zu kaufen. Insgesamt finde ich es wichtig, vor allem die regionalen Winzer zu unterstützen!
Top Magazin: Gibt es aktuelle Trends in Bezug auf Wein, die Sie beobachten konnten?
Natalie Lumpp: Im Wein haben wir genauso Trends wie in der Modebranche. Zurzeit läuft Grauer Burgunder wie „Schmitz Katze“. Der nächste Trend wird Weißer Burgunder und Cuvée sein. Letzteres ist eine tolle Ergänzung: Die Kellermeister können noch mehr spielen, verschiedene Rebsorten miteinander vermählen. Die eine Rebsorte gibt vielleicht die Frucht, die andere das Rückgrat und die nächste den Schmelz – so entstehen sehr vielschichtige Weine. Meist sind sie dann auch noch mit einem pfiffigen Namen versehen – und sprechen vor allem auch junge Weingenießer an!
Top Magazin: Wohin geht Ihre nächste Weinreise?
Natalie Lumpp: Heute nach Georgien. Dann geht es nach Zypern und anschließend nach Brasilien, Uruguay und Argentinien.
Top Magazin: Vielen Dank für das Gespräch Frau Lumpp!